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Lebenswut
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BeitragVerfasst am: Fr Sep 09, 2011 11:17 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Abends wenn seine gute Perle den Ladenschlüssel im Schloss gedreht hat, schaut der Hans schon aus Gewohnheit nach dem Rechten.

„Heute war wieder sehr bedrückende Stimmung im Laden, Chef. Das minutenlange Anstarren und Flüstern hinter vorgehaltener Hand werden wohl die Spitzenreiter wie schon in den vergangenen Tagen bleiben. Aber ich bin stumm in dieser Hinsicht, weiß sowieso nicht viel zu berichten und wenn es mir zu bunt wird, dann kann ich auch schon mal so meine kleinen Spitzen verteilen.“

„Ich denke, hier sollten wir nichts verteilen, die Leute lieber so nehmen wie sie nun einmal sind. In erster Linie steht der Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren im Vordergrund und das ist unsere tägliche Aufgabe und nicht die Beurteilung der Psyche unserer Kundschaft. Aber ich weiß, dass ich Ihnen das nicht näher bringen muss und auch, dass nur die Ungewissheit doch verhältnismäßig viele Menschen so handeln lässt wie wir es momentan leider zur Kenntnis nehmen müssen.“

Nun schaut aber die treue Rentnerin doch etwas verdutzt drein und Hans wiederrum wundert sich darüber, denn sie müsste ja ihren Chef langsam besser kennen.


Beide bewundern allerdings gleichauf die Standhaftigkeit ihrer viel jüngeren Kollegin, die sich tapfer durch den Arbeitsalltag schlägt und offensichtlich auch zu Hause ganz die treusorgende Mutti geblieben ist.

Zumindest strahlt der Kleine wie ein Honigkuchenpferd, wann immer sie ihn auch zu Gesicht bekommen und die tägliche Scheibe Wurst wartet dann bereits schon auf den kleinen Mann.
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BeitragVerfasst am: So Sep 11, 2011 2:18 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, das Leben kann einen schon ganz schön zusetzen aber ich bin nicht der Einzige auf dieser gepolten Wahnsinnswelt.
Doch ich fühle mich wie Einer von Wenigen.


Lebenswut sollte man es nennen dürfen und nicht hilflos sollte man sich dabei fühlen.


Hans vor deinen Verkäuferinnen spielst du den starken Max und tief da drinnen…aber das sieht ja keiner…vielleicht solltest du dich mal erkundigen…die kommen nicht zu dir…jetzt, da die sicherlich dein ganzes Leben schon durchforstet haben…ich weiß nicht so recht, bin ziemlich unentschlossen in letzter Zeit, muss mich öfters erst bitten…oder bin ich jetzt etwa schon spaltungsirre?

Schizophren sein, denke ich, geht anders. Also an die Arbeit Max Unsinn Hans …wirst doch noch deinen Namen wissen!

„Darf ich Sie mal nach einer Arbeitszeitverschiebung für morgen fragen? Ist sehr kurzfristig, ich weiß aber ich soll zur Polizei kommen oder besser gesagt, bin vorgeladen worden, leider bereits schon morgen.“

„Das bekommen wir gemeinsam alles hin, keine Frage also.“ Hans schaut dabei sehr zuversichtlich von einer zur anderen seiner beiden Mitarbeiterinnen. Fragen nach Neuigkeiten, nein, das wollte er jetzt auch nicht.

Keine Träne will er gegenwärtig und auch zukünftig geweint sehen und wenn doch, dann ganz sicher nicht umsonst. Hans so gefällst du wieder.


Wie`s drinnen aussieht, sieht ja keiner und die Zeit auf Erden sollte bisher ausreichend gewesen sein, um das zu üben.
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BeitragVerfasst am: So Sep 11, 2011 3:54 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Manches schmerzt allerdings doch wie eine Notlüge zum Beispiel oder Verlustängste. Patricks Frau wird ganz aktuell ein Lied über die Angst des Verlierens singen können.

Aber wie groß muss dann erst der Schmerz sein, wenn Betrug, Vertrauensbruch, Diebstahl und eine Mordanklage hinzukommen?

Hans kann das noch gar nicht alles glauben, vor allem Letzteres geht gar nicht. Oder doch? Zumindest hat die junge Mutti von Patrick Junior ziemlich herzzerreißend davon gesprochen.
Das macht schon ohnmächtig genug, alleine nur die Vorstellung solch einer Wahnsinnstat.


Und während Hans vergeblich versucht sich das alles vorzustellen, klingelt etwas in seiner Hosentasche, recht stürmisch noch dazu und er hat so seine Mühe, ohne Lesebrille hastig die Telefonnummer zu entziffern.


Der Angstschweiß perlt auf seiner furchendurchzogenen, hohen Stirn. Was mach ich jetzt nur? Ausgerechnet in so einem heiklen der Gefühlswelt entrissenen Augenblick klemmt da am anderen Ende sicherlich Amanda.
Wer denn auch sonst. Hans wird übel und er schleppt sich eilig die Stufen hinunter in den Sanitärbereich der Zerteilung.


Auch das sollte man Lebenswut nennen dürfen.

So viele Momentaufnahmen der zurückliegenden Zeit wären passender gewesen als jener unpassende und somit nicht mehr steigerungsfähige Augenblick zwischen Lebenslüge und Verstandsprobe.
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BeitragVerfasst am: Mi Sep 14, 2011 7:12 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Das tat richtig gut und er wird auf alle Fälle zurückrufen. Das kann es doch nicht gewesen sein.
Aber momentan ist es äußerst schwierig, die Gedankenmauer zu durchbrechen, um von der Einen in die andere Welt eintauchen zu können.
Gefühle kann man nicht einfach mal so von einem Augenblick zum anderen wechseln wie seine blau-weiß gestreiften Fleischerhemden.

Hans hofft sehr, dass Amanda später Verständnis dafür zeigen wird.

Wie konnte er denn auch nur im Geringsten ahnen, dass der ganze Rest außerhalb seiner kleinen Welt unmittelbar nach der Entgegennahme der heutigen Morgenpost über den Stand polizeilicher Ermittlungen in und um Wiesenburgen voll im Bilde war, nur er nicht.

Der erste Hinweis auf diese Neuigkeiten kam aus den Reihen seiner Kundschaft und eine Kundin hielt ihm die Zeitung fragend direkt unter die Nase.
An dem schrecklichen Verdacht ist also wirklich etwas dran und dabei sieht Hans in die verweinten Augen der Ehefrau des Tatverdächtigen.


„Gehen Sie bitte nach Hause. Ich werde den weiteren Verkauf jetzt selbst übernehmen. Heute wird das auch nicht so hektisch werden, denn meine Kunden haben besseres zu tun.“
Regelrecht aus der Ladentür muss er seine zweite Verkäuferin schubsen.

„Vielleicht mache ich auch gleich ganz zu für den Rest des Tages. Ich werde sehen aber Sie ruhen sich ein wenig noch aus bevor der Kleine kommt und vielleicht auch so seinen Kummer mitbringt.“
„Danke Chef, ich werde das später alles wieder gutmachen, versprochen.“
„Ja, gehen Sie schnell, jetzt ist ein guter Augenblick dafür und morgen werden wir erst einmal schauen, ich werde Sie zunächst anrufen, sollte ich endlich wissen wie es weitergehen wird.“


Ja Hans, du scheinst wieder einmal vor einem Abgrund zu stehen. Bisher bist du nie gesprungen, hast dich tapfer immer wieder an das Gute zuvor geklammert und auf ebenso Positives für das Danach gehofft.

Du hattest Glück und hast aber auch was dafür getan. Aber diesmal weißt du noch nicht so recht, warum dein Kopf in der Schlinge sitzt und wie er da wieder herauszuholen ist.


Wut steigt plötzlich in ihm auf und er weiß sich nicht anders zu helfen und nimmt die Wurststange zum mehrmals kräftigen Schlage auf die Ladentafel bevor er wie ein nasser Sack in sich zusammensinkt.

Die Alarmanlage heult noch immer und Hans versucht sich mühevoll aus seiner miesen Position zu bringen.

Das dauert aber auch bis da mal einer kommt, denkt er bevor er den Zahlencode verstellt.
Die Ruhe tut gut und viel ist noch nicht passiert.

Bis auf ein paar kleine Dellen auf dem Ladentisch scheint das Leben noch in Ordnung zu sein aber wer weiß schon für wie lange.
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BeitragVerfasst am: Fr Sep 16, 2011 6:19 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Mit schweißigen Händen hat sich Hans der Vorladung gestellt und auch der Ausbreitung seines gesamten Lebens hielt er tapfer stand.

Nur mit der zur Kenntnisnahme, dass Patrick an der Tötung eines seiner besten Freunde beteiligt gewesen sein soll, wird er nicht umgehen können.

Auch damit nicht, dass sein Lehrling hinter seinem Rücken verschlüsselte Nachrichten an einen seiner Kumpane schrieb und gewissenlos ihm, seinen Lehrausbilder, fast gleichzeitig in die Augen sah während er ihn schamlos ausnutzte.


„Ich fühle mich wie ein benutzter Fußabtreter, den man aber trotz seiner abgetretenen Seele aus was für Gründen auch immer nicht wechselte, nein weiterhin immer und immer wieder mit Schmutz befleckte in den sicheren Glauben, das würde alles ewig so weiter gehen können.“

Hans holte tief Luft bevor er sich die Antwort anhörte.
„Das ist so furchtbar, ich finde keine Worte und der beste Trost wäre wohl jetzt, sich persönlich einmal zusammenzusetzen, um darüber zu reden.
Würde es vielleicht morgen passen? Ich komme auch nach Wiesenburgen aber hier wäre bestimmt der bessere Rahmen, um ein wenig Abstand gewinnen zu können.“

„Ich glaube dieser Vorschlag wäre gut umsetzbar, denn ich muss sowieso für ein paar Tage den Laden schließen. Das geht so gar nicht mehr. Aber auch darüber würde ich viel lieber persönlich sprechen.
Wäre eine Zeit um 16.00 Uhr in dem vorgeschlagenen Restaurant passend?“

Sichtlich erleichtert beendet Hans das Telefonat mit Amanda und trotz aller quälenden Gedanken freut er sich auf ihr gemeinsames Wiedersehen.
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BeitragVerfasst am: Sa Okt 08, 2011 8:42 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Die Wiedersehensfreude war herzlich wie unter alten Freunden üblich. Auch seine Scheu vor der ersten Begegnung nach so langer Zeit hatte Hans vollkommen abgelegt noch bevor er die Gaststätte betrat.

Eine rote Rose als kleines Zeichen seiner tief empfindenden Liebe wollte er überreichen aber letztendlich fand er das ziemlich albern und in Anbetracht des doch sehr ernsten Hintergrundes ihres Treffens völlig fehl am Platz.
An den Wiesenburgern allerdings ging kein Weg vorbei, die mussten einfach mit und wurden auch sehnlichst erwartet, keine Frage.

Auch im Gepäck liegt ein aus dem städtischen Gefängnis ihm kürzlich zugestellter, langer Brief vom Patrick. Den hatte Hans schon mindestens fünfmal gelesen und immer und immer wieder suchte er in ihm den Sinn des abscheulichen Ganzen. Außer Entschuldigungen und Abbitten um Verzeihung konnte er ihn bislang noch nicht finden. Vielleicht liest Amanda anders zwischen den Zeilen, denn Frauen sollen ja meistens in dieser Hinsicht die besseren Leser sein.

Amanda tut der verletzten Seele gut, Hans spürt das ganz genau und ist nun sichtlich erleichtert, endlich das lang ersehnte Plauderstündchen mit ihr abhalten zu können. Entspannung fühlt sich allerdings anders an, viel zu verkrampft sind auch seine Gedankengänge um das erst kürzlich Erlebte und er hofft inständig, nun gemeinsam mit Amanda vielleicht alles etwas besser verarbeiten zu können.

Amanda findet zunächst nur wenige Worte des Trostes. Am Telefon konnte sie es besser rüberbringen. Außerdem ist sie auch ein wenig negativ überrascht über das ungesunde Aussehen des Fleischermeisters seit ihrem Umzug von Wiesenburgen hierher in die Stadt. Aber darüber schweigt sie sich aus und auch über etwas, was ihr schon so lange im Herzen und auf der Seele brennt.

Der Metzger hat jetzt andere Sorgen und die gilt es gemeinsam zu meistern wie man es einer guten Freundschaft abverlangen darf.
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BeitragVerfasst am: Di Okt 25, 2011 10:34 pm    Titel: Antworten mit Zitat

So wie Amanda hat auch Hans noch lange über das tiefgreifende Gespräch in dem stillen und für derartige Gedankenaustausche sehr gut eingerichteten Restaurant nachgedacht.

Amanda konnte wohl wirklich zwischen den Zeilen lesen. Wie sonst hätte sie ihn darauf aufmerksam machen können wie verzweifelt auch der Patrick sein muss, um solch eine ihm wohl alles abverlangende demütige Haltung einzunehmen.
Natürlich hat er sich daran versucht, seinen Meister milde zu stimmen, um sich Gnade vor Recht zu erhoffen aber es ist ihm nicht gelungen.

Hans kann sich nicht dazu durchringen, ein verständnisvolles Urteil zu fällen.

Dieser eine Anklagepunkt kann nur hin zu einer schwarzen oder weißen Sichtweite führen, zumindest hat der Metzgermeister lange genug darüber gesessen und gegrübelt, inwieweit ein weiterer Joker für seinen Lehrling gerechtfertigt wäre.

Es wird keine einzige Option mehr für den Patrick dabei herausspringen.
Hans ist schon vor der ersten Verhandlung zu einem Urteil gekommen. Schade nur für Patrick Junior.

Der Orgelspezialist muss sich bemühen, seine alten Pfeifentöne wiederzufinden, um den vor sehr langer Zeit schon eingeschlagenen Weg eines Metzgermeisters weitergehen zu können, denn dieser hat ein Ziel bekommen mit namens Amanda.
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BeitragVerfasst am: Sa Okt 29, 2011 6:21 am    Titel: Antworten mit Zitat

Noch immer steht Hans regungslos vor dem kleinen vertrauten Fleckchen Erde, bepflanzt mit immergrünen Niedriggewächsen und den beiden Rosenstöcken. Er starrt auf den sich hell vom schwarzen, kalten Marmorstein abhebenden Taubenkot, den er beseitigen müsste. Doch seine Gedanken beschäftigen sich mit den Geschehnissen der vergangenen Tage und es gelingt ihm nur schwer, zu seiner Hermiene vorzudringen. Er bräuchte dringend ihren Beistand, ihr Mitgefühl, was er so vermisst.

Zuvor hat er einen kleinen Rundgang auf dem alten Friedhofsgelände gemacht. Hier sind schon viele vor ihm gegangen und er hat keinen einzigen Wiesenburgener vergessen. Auch bei Gerber, Susi und ihrem Herbert stand er lange genug, um sich an alles Gewesene zurückerinnern zu können.

Der Metzgermeister richtet seine Blicke hinauf zu den sich gebildeten Kumuluswolken. Zu gern würde er die jetzt auseinander schieben wollen, um das Dahinter zu sehen. Aber was würde ihm da erwarten? Vielleicht die nächste Bedrohung?


In hundert Schritten Entfernung erkennt er die ganz frisch ausgehobene Erde, die sich links und rechts zweier vorbereiteter Gräber auftürmt.


Hans möchte so vieles ungeschehen machen aber er weiß, dass er die Zeit nicht einfach zurückdrehen kann. Niemand kann das. Und der da oben, der sich Gott nennt und vielleicht wirklich auf alles herabschaut, hat wieder mal nichts unternommen. Prüfung nennt er das, so ist es dem Hans aus seiner Kindheit in Erinnerung geblieben. So recht kann er schon lange nicht mehr daran glauben, denn vieles ist mit seinen Augen betrachtet nicht fair, nicht gerecht und oftmals auch nicht tragbar.


Morgen wird hier die Beerdigung von dem kleinen Patrick Junior und seiner Mutti stattfinden und ihr Chef hat sich noch einmal stark gemacht, um den Ehemann sowie Vater doch noch einen letzten Joker reichen zu können.

In Handschellen und unter strengster Bewachung darf er Abschied nehmen von seiner kleinen Familie. Hans wird ihn zum ersten Mal seit seiner Verhaftung hier an dem Ort der Stille und des Friedens wiedersehen.
Wer noch Anteil nehmen wird und den Beiden die letzte Ehre erweist, kann er sich nicht vorstellen. Er weiß es nicht. Die Einwohner von Wiesenburgen halten sich bedeckt und die Blickkontakte der vergangenen Wochen waren nicht offenherzig, eher zugeknöpft und abweisend.

Hans ist unendlich traurig darüber wie auch über den Verlauf der Dinge. Er wurde nicht gefragt, ob er beteiligt sein wollte. Er war es, stand mittendrin und konnte sich nicht dagegen wehren.
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BeitragVerfasst am: Sa Okt 29, 2011 6:25 am    Titel: Antworten mit Zitat

Die weißen Tauben für die Beisetzung hatte auch er besorgt und eine davon war wohl schon vorher hier vorbeigeflogen, wollte vielleicht nach dem Rechten sehen. Warum sie sich ausgerechnet auf Hermienes Grabstein niederließ, kann Hans sich nicht beantworten.

Nun laufen ihm doch rechts und links die Tränen übers Gesicht und er muss die dicke Hornbrille absetzen. Auch die Nase droht ihm überzulaufen. Was ist bloß aus seiner kleinen Welt Wiesenburgen geworden?

Aber auch in Feldkannwarten türmen sich Vorurteile auf Vorurteile.
Selbst der Pfarrer Franz blieb stur an seiner Denkweise haften. Er sollte auf Wunsch vom Hans die Trauerrede halten.
Und der hat noch jedes einzelne Wort vom Franz im Kopf.

„Das kannst du nicht von mir verlangen, auch der alten Freundschaft wegen nicht! Und ich kann und will nicht nachvollziehen, was dich dazu bewegt hat, für diese Mörder stark zu machen! Die gehören nicht in diesen Gottesacker, nicht bei uns und auch nicht bei euch!“
Richtig angeschrien hat er seinen Freund Hans, der einen bescheidenen Verteidigungsversuch gewagt hatte.


„Das Kind kann nur unschuldig sein und wird deshalb von uns allen entlastet von aller Schuld, die seine Eltern auf sich geladen haben!“


Hans ist wortlos von ihm fortgefahren, weil er diese Vorverurteilungen nicht nachvollziehen kann.
Doch auch er selbst hatte seinen Lehrling schon lange vor Prozessbeginn verurteilt.


Er denkt, nur aus diesen Beweggründen heraus hat er sich so für ein würdevolles Begräbnis der Beiden ins Zeug gelegt, weil seiner Meinung nach nicht sein darf, was ist.
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BeitragVerfasst am: Sa Okt 29, 2011 6:55 am    Titel: Antworten mit Zitat

Nun ist er wirklich fast am Ende seiner Kräfte angelangt.

Wie ein begossener Pudel trottelt er in Richtung seiner kleinen Welt.
Hier kann ihn niemand verletzen, hier ist er nur er selbst und er schlägt sich die Kopfhörer auf die Ohren und dreht auf volle Lautstärke.

http://www.youtube.com/watch?v=NzqFAiXonQI&feature=related
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BeitragVerfasst am: Sa Okt 29, 2011 6:58 am    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wünsche allen meinen Lesern ein schönes Wochenende.
LG southpool
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BeitragVerfasst am: So Okt 30, 2011 3:24 pm    Titel: Fortsetzung von Lebenswut Antworten mit Zitat

Hans kann nicht aufhören, immer und immer wieder die Wiederholungstaste zu drücken. Dabei gibt es doch noch so viele gute Songs.
Aber genau zu diesem Songtext kann er seine Gedanken schweifen lassen und wie schon einmal nach dem Sinn des Ganzen suchen.

Sie wollte mit ihm reden. Er war ihre wichtigste Bezugsperson geworden. Und er versteckte sich hinter anderen von ihm mit einem höheren Level eingestufte Wichtigkeiten.
Jetzt ist es mit der Einsicht zu spät und der Kleine erhielt in der Verzweiflungssituation seiner Mutter auch gleich mit Null Chance auf sein weiteres Fortbestehen.

Schon wieder treibt es Hans die Tränen ins Gesicht, allein nur weil er an das Strahlen des kleinen Mannes wie ein Honigkuchenpferd denken muss.
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BeitragVerfasst am: So Okt 30, 2011 5:13 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, sie flog ohne Flügel davon, sie floh vor allen Problemen, denen sie sich ganz sicher nicht mehr gewachsen fühlte. Hans hätte das bemerken müssen und er wird es sich niemals verzeihen können.

Ob er es nun ist oder nicht werden sowieso andere beurteilen aber er fühlt sich als Hauptschuldiger an ihrer Verzweiflungstat im doppelten Sinn.

Sie setzte einfach die Segel zum Ende der Nacht wie im Song, denn ihre Idee mit ihm, ihren Chef, über all das zu sprechen, was ihre Seele belastete, traf auf taube Ohren.
Eins hatte er ja aber mit dem anderen Ohr hätte er hinhören müssen und er ist in der „glücklichen“ Lage, zuhören zu können. Das wird er sich wirklich niemals verzeihen.


Auch das Bild, welches ihm beim Aufsuchen erwartete, wird er nie wieder aus seinen Kopf bekommen.

Der Kleine lag so friedlich in seinem Bettchen, der Abendtrunk muss ihn in einen tiefen Traum geschickt haben, aus dem er nicht zurückfinden konnte.
Seine Mutter hingegen hätte er fast noch erreicht.

Sie hatte ihn angerufen und gebeten kurz hinüber zu kommen. Ob er nicht mal nach dem Kleinen schauen könnte, sie fühle sich nicht so recht in der Lage dazu. Und sie hätte doch sonst keinen, den sie fragen könnte.


Hans hat wieder einmal das Falsche getan, er hat versprochen zu kommen aber er ist nicht sofort losgestürzt. Warum sollte er auch, sie klang so ruhig, so friedlich und dankbar, so dass nichts darauf hindeutete, Gefahr sei im Verzug.


Und so beendete er zunächst seine Arbeit und ging dann gemächlichen Schrittes zu der Wohnung seines Lehrlings, um nach dem Rechten zu schauen.
Die Wohnungstür war nicht ganz geschlossen und er dachte, dass wird sie zur Sicherheit getan haben. Vielleicht dachte sie, sie kann aus irgendeinem Grund die Klingel nicht hören. Der Grund könnte die laufende Musik gewesen sein.
In Gerber, Susis Wohnung, da kannte er sich genauestens aus, denn die alte Dame war auch schon so manches Mal am Aufstehen gehindert worden.

Auch der von ihm eiligst herbeigerufene Rettungswagen konnte die Gesamtsituation nicht mehr ändern.

Und immer und immer wieder spielte da dieses Lied, welches Hans nun noch weiterhin ganz lange beschäftigen wird.

Er weiß, morgen wird kein Redner die passenden Worte verlesen außer, er macht es.
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BeitragVerfasst am: Mi Nov 02, 2011 7:55 am    Titel: Antworten mit Zitat

Der dichte Nebel am frühen Morgen deckt die Traurigkeit und Verzweiflung zu.

Hans hat die ganze Nacht über dem Ablauf der Trauerfeierlichkeiten gesessen, denn kein einziger Mensch aus Wiesenburgen aber auch keiner aus Feldkannwarten hat sich ihm angeboten zu helfen.

Er ist sehr nervös doch auch zuversichtlich, ein würdevolles Begräbnis der beiden hinzubekommen.

In nicht einmal mehr drei Stunden wird er auf seinem Keyboard den in der vergangenen Nacht entstandenen Song zu Ehren des kleinen Patrick Junior begleiten und er denkt, dieses Liedlein hätte den kleinen Mann ganz bestimmt gut gefallen.
Noch einmal geht er den Text durch, den er längst in seinen Kopf gespeichert hat. Auch die dazu aus seinen Händen entstandene Melodie wird dem Ganzen einen angemessenen Rahmen geben.


Wie ein Feuer in einer Nacht ganze Wälder umgebracht
hat dein Traum mein kleiner Freund dich uns weggeträumt.

Flieg ganz weit hoch kleiner Mann zu dem hellsten Stern dort oben.
Nimm ihn mit und ganz egal, wenn alle Sterne dann verschoben.
Du darfst alles durcheinanderbringen, denn von allen diesen Dingen
warst du das Wichtigste, was jeder sich nur wünschen kann.

Wie mein Lied in einer Nacht nur allein für dich gedacht
hat dein Traum mein kleiner Freund dich uns weggeträumt.

Mach dem Regenbogen eine lange Nase und mal ihm noch `ne Farbe dran.
Sternenstaub wie du darf alles und noch viel mehr mein kleiner Mann.
Du darfst alles durcheinanderbringen, denn von allen diesen Dingen
warst du das Wichtigste, was jeder sich nur wünschen kann.

Wie ein Feuer in einer Nacht ganze Wälder umgebracht
hat dein Traum mein kleiner Freund dich uns weggeträumt.
Und wie mein Lied in einer Nacht nur allein für dich gedacht
hat dein Traum mein kleiner Freund dich mir weggeträumt.
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BeitragVerfasst am: Sa Nov 05, 2011 2:45 am    Titel: Antworten mit Zitat

Den hellen Eichensarg mit Patricks junger Ehefrau umrahmen dickblättriger Efeu und schwere große weiße Kerzen, die Hans gleich anzünden wird. Ihr kleiner Sohn liegt neben ihr in einen mit bunten Schmetterlingen verzierten und schneeweißen Kindersarg. Schmetterlinge mochte er besonders gern.
Beide liegen so friedlich nebeneinander, dass man meinen könnte, ein kleiner Stups würde genügen, um sie ins Leben zurückzuholen.
Die Särge hat Hans öffnen lassen, damit Patrick richtig und in aller Ruhe von seiner Familie Abschied nehmen kann, denn er hatte seine Frau und seinen kleinen Sohn zu ihren Lebzeiten seit seiner Verhaftung nicht mehr gesehen.
Der kleine Patrick Junior sieht so glücklich aus, dass man an den ewigen Schlaf kaum glauben mag.

Seine Kinder von der Kindertagesstätte sitzen fast vollzählig in Begleitung ihrer Mütter und zweier Erzieherinnen in der kleinen Feierhalle. Hans hat seinen schwarzen Anzug aufgebügelt und die dazu passenden Schuhe auf Hochglanz gebracht. Für ihn ist das eine Ehre, sich ganz feierlich von seiner Mitarbeiterin und ihren Sohn zu verabschieden und er glaubt fest daran, einen würdevollen Rahmen dazu gefunden zu haben.

Micha, Milla-Charlotte, sieht er und seine gute Perle, die treue Rentnerin, ist auch gekommen. Ganz vorn sitzt eine in schwarzen Trauerflor verhüllte Dame mittleren Alters. Sie hatte bei ihrer Ankunft den Hans angesprochen und so weiß er jetzt, dass sie die Mutter der verstorbenen jungen Ehefrau ist und eigentlich auch die Oma des schlafenden kleinen Mannes, den sie aber heute zum ersten Mal sieht und nun leider auch zum letzten Mal sehen wird. Ihr Ehemann ist nicht mitgekommen, weil er es nicht ertragen könnte, seinen Schwiegersohn, den er als solchen noch nicht einmal kannte und nach so langer Zeit nun von der Polizei in Handschellen vorgeführt wiederzusehen. Ihm gibt er auch die ganze Schuld am Tod seiner Tochter und seines ihm ebenfalls noch unbekannten Enkelsohnes.
Patricks Eltern sind sicher aus ähnlichen Gründen gar nicht erst angereist. Das wird eine bittere Erfahrung für sein weiteres Leben sein.

Hans sieht als Trost für das Fehlen der Angehörigen aber auch so manches Wiesenburgeners viele lustige und bunte Luftballons, an deren Fadenende je ein Briefchen hängt. Sicher, denkt Hans, haben die Kinder ihre Wünsche für ihren toten Spielfreund aufgeschrieben bzw. gemalt und sie lassen draußen dann ihre Ballons ihm vorausfliegen.

Hans lässt die erste Melodie für seine tote Mitarbeiterin einspielen. Er hat sehr lange nachdenken müssen, bevor er zu diesem Ergebnis kam:
http://www.youtube.com/watch?v=pnEy7Zk0t-w
http://www.youtube.com/watch?v=zSDTX_LaLvA&feature=related

Während des Einspielens wird der Patrick vorgeführt und er darf neben seinem Begleiter in der ersten Reihe Platz nehmen.
Hans hat seinen Lehrling kaum wiedererkannt. Gezeichnet von seinen eingefallenen Gesichtszügen, blass und abgemagert nimmt der ehemalige Strahlemann in geduckter Haltung und sein Taschentuch fest in die Augen pressend auf seinem Stuhl Platz.

Hans hat es sich nicht nehmen lassen, nach Verklingen der letzten Töne seine ehemalige Mitarbeiterin mit Hilfe seines bereits vorgefertigten Textes in aller Würde zu ehren.
Beim anschließenden Einsatz seines Keyboards spielt er sich für den kleinen Mann fast die Seele aus dem Laib.

Und auch für dessen Gedenken hat der Fleischermeister die passenden Worte zusammengebastelt. Im Hintergrund lässt er diese schöne Melodie
http://www.youtube.com/watch?v=GMh-RA7pi8A&feature=related
abspielen.
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