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Was uns böse macht
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Gast






BeitragVerfasst am: So Sep 07, 2008 6:58 pm    Titel: Was uns böse macht Antworten mit Zitat

Was uns böse macht und uns am Menschsein hindert

Hier geht es um eine Beziehungsgeschichte, die immer wieder vorkommt, wo Menschen sich verlassen und in ihrem Wesen und Handeln nicht mehr wiederzuerkennen sind.
Ich denke, dass der Artikel deshalb hier am richtigen Platz ist, weil es sich hier um ein Partnerforum handelt. Ich möchte versuchen vorzuführen, wie Beziehungen scheitern können und dem nachspüren und verstehen, wie es dazu kam.
Eine alltägliche Geschichte? Angst vor Sicherheitsverlust, Angst vor Problemen? Hass gegen Schwäche...Hass der eigenen Schwäche?

Charlotte war nach ihrer Scheidung und dem Verzicht auf eine nachfolgende große Liebe Jahrelang allein geblieben. Sie hatte sich eingerichtet in diesem Leben, war zur selbständigen Frau geworden, und durch ihren großen und liebevollen Freundeskreis vermisste sie scheinbar nichts. Eines Tages kam ein ehemaliger Mitarbeiter auf sie zu, der vor einiger Zeit in ein Urlaubsgebiet umgezogen war, weil sich seine Frau von ihm getrennt hatte.
Er lud sie mehrmals ein. Lange hatte sie keinen Urlaub mehr gemacht, und irgendwann nahm sie die Einladung an, obwohl sie innerlich Bedenken hatte, denn ihr schwante, was für Absichten dahinter stecken könnten. So war es dann auch.
Sie verstanden sich immer besser und waren bis tief in die Nacht beieinander, hatten sich unendlich viel zu sagen. So eroberte er ihr Vertrauen, und obwohl er gar nicht ihr Typ war, wurde sie seine Geliebte. Er trug sie auf Händen, und sie begann ihn dafür zu lieben. Sie erkannte, was ihr eigentlich schon immer gefehlt hatte. So war es ihr plötzlich egal, dass er ihr in vielem äußerlich und innerlich vorher nicht adäquat erschienen war. Er sprach vom Heiraten und sie war bereit dazu, denn endlich schien ihr Leben in Ordnung zu kommen.
Eines Tages, als er gerade mal wieder bei ihr zu Besuch war, kam sie aufgelöst mit der Nachricht nach Hause, sie werde ihre Arbeit verlieren. Sie fühlte sich zutiefst deprimiert darüber und weinte bitterlich. Die ganze Nacht hielt er sie in seinen Armen und tröstete sie. Am nächsten Morgen bereitete er ihr ein Frühstück mit solcher Liebe, dass sie überglücklich war, solch einen Menschen gefunden zu haben. Doch im Laufe des gleichen Tages zog er sich plötzlich total in sich zurück, und in der darauffolgenden Nacht kam es dann zu einem heftigen Streit zwischen ihnen, da er sich nicht äußern wollte über seine Verstimmung. Er hatte entschlossen, sie zu verlassen, und ging am Morgen mit den Worten: ?Das muss ich mir nicht antun!? ohne sich nochmals umzusehen, eiskalt und ohne Erbarmen für ihre Tränen und Verzweiflung.
Die Beziehung war aber nicht vorbei. Sie zog sich danach noch hin, mit ständigen Brüchen und Versöhnungen, aber sie sahen sich immer weniger. Alles lief meist telefonisch ab.
Eigentlich war in dem Moment, wo sie soviel ?Schwäche? gezeigt hatte und das ganze Ausmaß ihrer mit der Arbeitslosigkeit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten zutage trat, für ihn klar gewesen, dass er sich eine andere Lebenspartnerin suchen würde, die finanziell etabliert ist und vielleicht sogar seinen Traum, wieder ein eigenes Haus zu besitzen, verwirklichen könnte.
Mit fast philosophischen Briefen hatte sie versucht eine ethische Ebene für diese Beziehung zu finden, aber von ihm kam nur Plattes, oft Bösartiges, jedenfalls völlig Unpassendes zurück. Er hatte sich fortan allen Argumenten der Liebe verschlossen, es zählte nur noch das Materielle. Als er dann per Zufall eine Frau fand, die diesen Vorstellungen genügte, verließ er sie Knall auf Fall und ohne jede Ehrlichkeit. Dass es eine Neue gab, erfuhr sie durch Dritte. Er hatte sie vorher schon monatelang betrogen, während er noch abends am Telefon mit ihr turtelte. Als er sich der Anderen dann sicher war, ließ er sie nicht nur rigoros fallen, sondern behauptete auch noch, er habe nie etwas für sie empfunden, und es sei auch nie eine ernsthafte Beziehung gewesen, ja sie habe ihn überhaupt nur einmal besucht.
Wie kann ein Mensch, der einst sogar das Gelübde der Armut abgelegt hatte und zwanzig Jahre als Mönch lebte, so handeln? Wie kann ein Mann, bereits im Pensionsalter, sich so unreif verhalten? Was sind die psychischen Hintergründe für solch eine Kälte?
In unserer Kultur ist es heute üblich, dass Kinder in ihrer natürlichen Bedürftigkeit nach Liebe, Wärme, Zuwendung, sprich Geborgenheit, zurückgewiesen werden, da die Eltern ?keine Zeit? haben und sich überfordert fühlen, weil zur Erhaltung des Lebensstandards beide arbeiten. In früheren Generationen waren es oft die Überforderung durch zu viele Kinder, für die gesorgt werden musste und Erziehungsziele, die, von diktatorischen Obrigkeiten geprägt, Kinder zu guten Soldaten und braven, sittlichen Hausfrauen erzogen. Der Mythos der guten Mutter und des treusorgenden Vaters bewirkt gleichzeitig die Ansicht, dass alle Zurichtungen in der kindlichen Seele ja nur zu seinem Besten und aus Liebe geschehen.

?Kein hilfloses Wesen kann, wenn es auf die Welt kommt, mit dem Bewusstsein existieren, dass die Menschen, von denen es körperlich und seelisch existentiell abhängig ist, seinen Bedürfnissen und Wünschen nach Nähe, Liebe und Wärme ablehnend, kalt und gleichgültig gegenüberstehen. Diese Angst wäre unerträglich, ja tödlich. Das Überleben des Kindes hängt also davon ab, dass es sich mit seinen Eltern arrangiert, umso mehr je kälter, liebloser und grausamer die Eltern dem Kind gegenübertreten. Deshalb muss dieses Kind diese verhängnisvolle Wende in seinem Gefühlsleben vollziehen, die radikale Umdrehung und zugleich Abkehr von sich selbst. Es übt den Selbstverrat zu Gunsten seiner Eltern. Alle seine Wünsche und Bedürfnisse, die nach Liebe, Wärme und Mitgefühl verlangen, werden aus der Seele ausgesperrt, weggemauert, abgespalten wie ein fremdes Körperteil, das nicht zu ihm gehören darf. Das Eigene wird zum Fremden erklärt und das Fremde, die Ablehnung, die Kälte, die Gleichgültigkeit wird? angeeignet. ?Damit übernimmt das Kind die lieblose Haltung der Eltern sich selbst gegenüber. Es wird zum Komplizen seiner Peiniger und beginnt von nun an die Welt seitenverkehrt zu sehen. Es sagt sich: ?Alles, was ich will, ist böse und alles, was meine Eltern wollen, ist gut. Ich bin böse und meine Eltern sind gut. <<Und wenn sich ?der Fremde? in uns dennoch rührt und nach Wärme verlangt, dann >> wächst in uns die Scham, dass wir so sind, und die Schuld, weil es schlecht ist, so zu fühlen und so zu sein.<< (Doris Weber: Was uns böse macht, Publik -Forum Nr.17/2000, S.56-57)
Menschen, die solchen Personen warmherzig, liebevoll, echt und friedfertig begegnen, wecken die uralte und tief versteckte Sehnsucht nach Liebe und Mitgefühl. Das ruft eine Abwehr hervor, weil Menschen diese Bedürfnisse als Schwäche und Schuld kennengelernt haben, für die sie abgelehnt und bestraft wurden. So identifizierten sie sich mit dem, was der Verstand ihnen gebot und entfremdeten sich die Gefühle, die nach ihren Erfahrungen schwach machen und weh tun. Doch diese Gefühle sind und bleiben aber trotzdem das Eigene, das Entfremdete, das immer da ist.
Die Spaltung von Verstand und Gefühl ist die Ursache des Leids in der Welt. Die Entfremdung in uns ist es, die uns zum Opfer macht, zunächst in unserer Beziehung zu unseren Eltern, später in unseren Beziehungen zu Partnern. Wir wenden uns gegen unsere eigenen Bedürfnisse und werden damit zu Komplizen unserer Peiniger, weil wir glaubten dadurch akzeptiert zu werden. So geprägt, suchen wir dann später unbewusst sogar nach Menschen, die uns so kalt behandeln und abweisen, ähnlich denjenigen, die uns so prägten. Der Grund für dieses paradoxe Verhalten ist, dass das Gefühlvolle uns fremd geworden ist und alles Fremde Angst macht. Wir wünschen uns zwar das Gegenteil, könnten es aber gar nicht ertragen, würden wir es wirklich erhalten. Das heißt, wir suchen im anderen Liebe und Güte, bestrafen ihn dann aber dafür, dass er sich mit seinen Gefühlen uns ausliefert, weil wir dies als Schwäche wahrnehmen, für die wir als Kinder ja selbst bestraft wurden.
Das ist die innere Wende, dass wir das Menschliche in uns als Schwäche erkennen und andere für diese ?Schwäche? bestrafen müssen, um unsere Verfremdung vor uns selbst zu rechtfertigen. Das ist es, was Menschen destruktiv und aggressiv werden lässt.
Hinzuzufügen ist noch, dass die Ergebnisse der Erziehung, die uns so erstrebenswert erscheinen, Menschen zur Oberflächlichkeit hin prägen: Das heißt, dort, wo Lust, Unordnung, Wut und Schmutz nicht sein dürfen, müssen Ordnung, Disziplin, Sauberkeit und Fleiß herrschen. Es folgt, dass der Selbstwert an Äußerlichkeiten gemessen wird: Erfolg, Geld und Ruhm. Hinter dieser Fassade lauert die panische Angst, dass alles verloren geht, der Arbeitsplatz, das Geld, der Status. Und ohne diese Privilegien könnte alles, was dieser gesellschaftliche Schutzpanzer ?Image? zusammenhält, ausbrechen, die Gier, das Chaos, der Selbsthass. Das lauert in uns.

Wir haben Angst vor diesem Teil des Selbst. Obrigkeiten, die dauernd auf ein Feindbild pochen, missbrauchen diese Angst, die in so vielen Menschen steckt. (Vgl. a.a.O.S.5Cool Dadurch wird Macht manifestiert. Solche Menschen können beherrscht und erniedrigt werden oder auch grausam beherrschen und erniedrigen. Sadismus und Masochismus sind Zwillinge! Solche Menschen fühlen sich erlöst, wenn sie durch kollektive Feindbilder ein Ventil für ihren Has finden und ihn fließen lassen können. Das ist auch der Hintergrund für Glaubenskriege, für Rechtsradikalismus, für die Verfolgung und Ermordung von Juden und Randgruppen. Aber auch mittelalterliche kirchliche Strukturen, die im Ideal des Märtyrertums wurzeln, wie das Mönchstum und das zölibatäre Priestertum, haben etwas mit dieser Entfremdung zu tun.
Es geht um die Verleugnung des zutiefst Menschlichen, was schon im Altertum durch die Philosophie als der Vernunft abträglich erkannt wurde. Die Spaltung von Geist und Körper, die durch die Philosophie und die christliche Religion grundgelegt wurde, ist heute noch für unser Weltbild verantwortlich. Nur der Vernunft, die als dem Göttlichen am nächsten gewähnt wurde, zu leben, galt in der späten Antike, im Mittelalter und in der Neuzeit bis hin zur Philosophie der Aufklärung, als höchstes Ideal. Das sind die Wurzeln unserer Kultur, in der alltägliche Verleugnungen normaler Bestandteil geworden sind.
Menschen, die sich der allgemeinen Verleugnung anpassen und dadurch erfolgreich sind, stufen wir immer noch als normal ein. Es ist also in unserer Gesellschaft normal , dass Menschen, Opfer ihrer Erziehung, andere in Angst und Leiden versetzen, weil diese z.B. sich der Leistungsgesellschaft nicht unterwerfen wollen oder können, sich nonkonform verhalten, weil sie sich ihre Ehrlichkeit und Echtheit bewahren konnten, und oft wirklich erfüllt von geistlichen Werten, anderen Idealen, als dem Mammon, leben.
Gehorsam untermauert Macht und macht es gleichzeitig unmöglich die angestaute Wut gegen jene zu richten, die unterdrücken, quälen, peinigen. Das ist übrigens jene Komponente, die Marx in seiner Theorie übersah, und deshalb konnte sein Plan, die Gesellschaft von unten zu verändern, nicht aufgehen. Weil Masochismus und Sadismus eben Zwillinge sind. Der Unterdrückte wird gleichfalls zum Unterdrücker, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt. Und die Wut richtet sich gegen Unangepasste, Außenseitergruppen, gegen die vermeintlich Schwächeren, die etwas verkörpern, was wir für uns selbst nicht mehr zulassen können.
?Arno Gruen richtet in seinem Buch >>Der Fremde in uns<< sein Augenmerk nicht auf die so genannten <<Kranken>> in dieser Gesellschaft, er nimmt die Angepassten ins Visier, er beschäftigt sich mit den so genannten >>Gesunden<<, mit den Erfolgreichen im Wettbewerb, im Herrschen, im Besitzen, im Erobern, mit allen jenen, die scheinbar frei sind von Angst, Spannung und Leiden, die mit der Pose des Siegers durch die kleinen Familien- und die großen Arbeitswelten ziehen und so viele Anhänger und Claqueure finden, nämlich all jene, die von klein auf gelernt haben, die Dinge niemals zu sehen, wie sie wirklich sind.?(Doris Weber, a.a.O, S.59) Diejenigen, die nie das Selber- Sein geübt haben, sondern nur das Image-Sein. Aber Zufriedenheit kann das nicht bringen. Sie müssen ja dauernd schaffen, mehr und mehr leisten, um immer größer zu werden. Dieser Wahnsinn der Globalisierungen hat solchen Hintergrund. - Er wird wahrscheinlich zu einem wirtschaftlichen und ökologischen Kollaps führen. - (Vgl. Doris Weber, a.a.O.)
Aber zurück zum Thema:
Bedenklich ist, dass diese Zeit, mit ihrer Schnelllebigkeit, ihrer Reizüberflutung und damit einhergehenden Nervosität, immer mehr innerlich leere Menschen produziert, die diese Leere in der Sucht nach Aktion versuchen zu füllen, sich aber eigentlich minderwertig fühlen, weil sie spüren, dass sie durch die von ihnen gesuchten Mittel wie Form und Status, mit denen sie diese Leere versuchen zu füllen, keinen Seelenfrieden finden können. Männer sind durch die männlichen Erziehungsideale, in denen Gefühle noch weniger vorgesehen sind, auch wenn man sie ihnen theoretisch inzwischen zugesteht, sie in der Arbeitswelt damit aber nicht weit kämen, übrigens noch schlechter dran. Die christlichen Ideale fallen der Wegwerfgesellschaft auch immer mehr zum Opfer. Das immer weiter verbreitete Singleleben oder die ?So-lange-es-gut-geht-Partnerschaften? sind ein weiteres Zeugnis für die genannten Auswirkungen. Ständig neue Bestätigung, neue Frauen bzw. Männer, neue Reisen, neue Leistungsanreize etc., das sind die Bedürfnisse der verfremdeten Gesellschaft. Der moderne Mensch fühlt sich leer, weil er gar keinen Zugang zu dem hat, was das Eigentlich- Menschliche und Einzig- wirklich- Erfüllende in ihm ist.
Die Menschen, die bereit sind, den Schmerz bei sich zuzulassen, die nicht quälen und verletzen, ?stehen in dieser Kultur der Verleugnung auf verlorenem Posten. Jedoch hat es sich herausgestellt, dass die verlorenen Posten die Punkte sind, an denen das für die Menschheit Entscheidende geschieht. Es sind die kleinen Orte menschlicher Begegnungen, an denen Großes sich ereignet: nämlich Liebe und Mitgefühl. Diese Orte gehen nie verloren, denn der Schmerz,?(Doris Weber, a.a.O.) der uns zur Suche antreibt, bleibt.
Es ist diese Sehnsucht, diese Ahnung von einer Harmonie, die den Menschen zu einem Wesen, mit den Füßen im Staub der Erde und mit dem Haupt nach den Sternen strebend, macht. Diese Sehnsucht ist es, die ihn erhebt über die Natur und die ihm die Kraft gibt, den Schmerz auszuhalten.
Aber an diesem Punkt beginnt eine andere Problematik:
Männer und Frauen, wen suchen sie? Wer soll ihre Sehnsucht nach Liebe, Wärme, Geborgenheit erfüllen? Führen wir uns die Verfremdung nochmals klar vor Augen: Das Verfremdete in uns sucht das Bekannte. Kälte sucht Kälte, obwohl die Sehnsucht nach Harmonie uns den Wunsch nach Wärme eingibt. Dass wir bei diesem kalten Gegenüber dann das nicht finden, was wir eigentlich brauchen, empfinden wir auch noch als unsere Schuld. Weil wir alles falsch machen, glauben wir, kann der andere nicht so reagieren, wie wir es uns eigentlich wünschten. Wenn wir einer kalten Frau oder einem kalten Mann nachlaufen, brauchen wir im Grunde ja auch keine Angst zu haben, dass unser Wunsch nach Wärme tatsächlich in Erfüllung geht. Denn ganz tief da drinnen glaubt der Fremde in uns, dass er es gar nicht wert sei geliebt zu werden.
In der Wahl des kalten Partners schützen wir uns davor, die Liebe töten zu müssen, die wir zutiefst ersehnen, aber die wir, wenn sie uns mit all ihrer Macht ergreifen möchte und uns in ihrer existentiellen Tiefe entgegengebracht wird, als das Erkennen, was uns Strafe und Kälte einbrachte und vor der wir dann wie panisch fliehen. Weil wir sie nicht hassen können, müssen wir sie töten!
In der Beziehung muss der Fremde in uns strafen und quälen, weil er die uns entgegen gebrachte Liebe als Schwäche identifiziert, die ihm einen Spiegel vorhält. ?Ich bin ganz schön vom Sockel gestürzt, denn ich habe mich in dich wirklich verliebt,? sagte neulich ein nach außen voller Liebe scheinender Mensch. Er konnte sich aber auf diese von ihm als aufrichtige Liebe definierte Beziehung nicht wirklich einlassen, sondern strebte sofort zurück zu einer Frau, die er vorher als lediglich ?guten Kumpel?, mit der er wunderbar arbeiten könne, der aber die Wärme und die Weiblichkeit fehle, beschrieb.
?Ohne Bewusstwerdung seines Schmerzes kann ein Mensch nicht zum Menschen werden. Sich dem Schmerz zu öffnen, durch die Tiefen der Trauer zu wandern ist ein todesmutiges Unternehmen, und die Angst aus dem Tal der Tränen nicht lebendig heimzukehren, ist eingebettet in der allerersten Erfahrung von Liebe und Wärme in uns selber, bevor wir begannen, die Dinge auf den Kopf zu stellen. Und diese allererste Begegnung mit uns selber sagt uns?(Doris Weber, a.a.O., S.60):
Wir werden die Perle am Grunde des Meeres finden und uns den Fremden wieder zum Freund machen müssen, wenn dem Leben in Menschlichkeit und Würde die Zukunft gehören soll. (Vgl. Doris Weber, a.a.O.)

Copyright Antje Di Bella

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Kaline
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BeitragVerfasst am: Do Sep 11, 2008 10:11 am    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Anna für diesen Text.

Ich hoffe, daß sich dazu auch ein paar der hier versammelten Männer und Frauen äußern.

Wie ist das, wenn wir im reifen Alter und mit einer Portion an positiven, aber vor allem auch unangenehmen Erfahrungen uns nochmal auf je mand anders einlassen und vertrauen?
Wie ist das, wenn dieses Vertrauen gerade in dem Moment enttäuscht wird, wenn wir am meisten schutzbedürftig sind?

Warum tun wir anderen das an, wovor wir uns selber am meisten ängstigen: im Stich gelassen zu werden, nachdem wir Sympathie und sogar Liebe vorgeheuchelt haben?

Warum sagen wir nicht ehrlich, daß es keine Liebe ist, sondern daß man sich mit Nähe für eine Weile begnügt und in Kauf nimmt, den anderen zu verletzen, zu beleidigen, zu kränken?

VERTRAUEN ist so wichtig als Basis für das neue Pflänzlein Beziehung.
Was ist wirklich wichtig im Leben und in einer Lebensphase, wenn wir schon längst aus unseren Erfahrungen gelernt haben dürften?

Und dann noch die Frage: was haben wir wirklich vom Leben gelernt, und sind wir ernsthaft bereit, das beim nächsten Mal besser zu machen?


Macht uns das wirklich "nur" böse? Oder eher mutlos, weil wir so Stück für Stück das restliche Vertrauen in unsere Mitmenschen verlieren?
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Gast






BeitragVerfasst am: Do Sep 11, 2008 10:26 am    Titel: Was uns böse macht Antworten mit Zitat

Liebe Kaline,
ich freue mich sehr, dass sich doch mal jemand äußert. Ich denke eben, dass auf solch einem Portal eine Menge Leute sich tummeln, die Opfer oder Täter oder beides sind. Deshalb ist dieser Artikel hier richtig und sollte mal einiges klar machen.
Sei lieb gegrüßt
Anna

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Thorrr
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BeitragVerfasst am: Do Sep 11, 2008 12:08 pm    Titel: Frau und Mann gleich Mensch Antworten mit Zitat

Ich glaube diese Gedanken sind nicht neu. Gerade letztens habe ich im Forum gelesen, dass sich Frauen gern erobern lassen wollen und Männer doch immer den ersten Schritt tun sollten und und und. In diesem Text hier wird viel gesagt über das, was uns Menschen bewegt und auseinander treibt. Ich selber stoße immer wieder an Grenzen, die ich nicht überschreiten kann und will. Dieser Egoismus und die Geld und Machtgier der Leute macht mich oft sehr traurig. In meinem Umfeld begegnen mir immer mehr Menschen, die sich, klingt sicher wie Einbildung, an meiner Menschlichkeit erfreuen. Häufig gehe ich auf Menschen zu und diese sind zunächst erstaunt und dann scheinen sie sich irgend wie freier und wohler zu fühlen. Für viele Menschen ist schon das kurze Gespräch zwischen Tür und Angel wie ein Wunder. Dabei versuche ich zuzuhören und die Person zu respektieren, so wie sie ist. Ich glaube daran, dass ich ohne jemanden zu verletzen durchs Leben gehen kann, wenn ich dies möchte. Das geht aber nur wenn ich mir meiner Gefühle, meiner Wünsche und Bedürfnisse bewusst bin, diese achte und respektiere. Dabei habe ich selber oft große Angst enttäuscht zu werden. Und es tut auch sehr weh, wenn ich einmal an jemanden gerate, der das nicht mag. Aber wenn ich die Wünsche und Bedürfnisse der Anderen achte, dann ist es leichter und es gibt keinen Grund verletzt zu sein oder zu verletzen. Sicher ist die Angst vor den eigenen Gefühlen und Wünschen oft der Motor der Agressionen und des Verletzens. Schaue ich mir an, wie Leute behandelt werden , die ein wenig anders sind, also die, die aus dem "Normalen" hervor treten, dann kann mir richtig Angst werden. Und da gibt es noch Steigerungen. Die Menschen, die sich oft schon als eine Randgruppe wahrnehmen, die sind untereinander oft noch schlimmer.
Nun gut, einige begründen diese Entwicklungen mit der Evolution, andere mit den Veränderungen in der Gesellschaft. Sicher ist da viel drann, das ein Mensch nach dem was er hat und besitzt und welche Position er bezieht eingeordnet wird. Mein Haus, mein Auto, mein Garten, mein Boot, nein meine Yacht, mein Kontostand, aber wer spricht über seine Seele, über Gefühle? Die vielen Dinge, die Menschlichkeit ausmachen, werden unterdrückt und als, ich möchte fast sagen, etwas Falsches und Negatives hingestellt. Ich glaube jeder kann es spüren, aber er will und muss in seinem Umfeld zurechtkommen. Das ist übrigens nicht an ein bestimmtes Alter gebunden, denke ich. Es ist auffällig und meines Erachtens nach hoch zu schätzen, dass es hier im Forum immer wieder angesprochen wird. Da sehe ich einen Tropfen auf dem heißen Stein, aber wie groß muss das Bedürfniss nach Menschlichkeit in meinem Umfeld, in dieser unserer Gesellschaft sein?
Ein langer Text mit vielen Wahrheiten, der auffordert tief in sich hinein zu hören. Gern werden auch die Rolle von Frau und Mann heran gezogen, ich behaupte, Frau und Mann gleich Mensch, mit allem was ihn, bzw. sie ausmacht, ohne den biologischen Unterschied zu vernachlässigen.
Hier sind alle gerfagt und ich fände es gut, wenn sich hier möglichst viele Leute dazu äußern würden.

Gruß Thorrr
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Thorrr
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BeitragVerfasst am: Do Sep 11, 2008 12:18 pm    Titel: Blüten Antworten mit Zitat

Vollkommene Blüten sind selten, man kann sein ganzes Leben nach ihr suchen und es wäre kein verschwendetes Leben.
Bis man feststellt, sie sind alle vollkommen, jede für sich allein.

Thorr
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Gast






BeitragVerfasst am: Do Sep 11, 2008 12:49 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ein Beitrag, lieber Thorr, der eine wunderbare Ergänzung bietet zu dem, was ich sagen wollte. Danke.
Anna

Anna hat sich abgemeldet!
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BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 7:44 pm    Titel: Antworten mit Zitat

...ääähhh
ich weiß nicht, was ich zu all dem schreiben soll. Mir kommen tausend Gedanken dazu in den Kopf, die sicher nicht alle den Beifall der Autoren finden würden - aber gerade darum geht es wohl manchem ...
Nur soviel: selbstmitleidige Gedanken zu kultivieren und 'intellektualisieren' ist sicher nicht der Weg, um die Welt zu verbessern ... oder auch nur die eigenen Probleme in den Griff zu kriegen.
Nichts für ungut.
Conrad
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BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 8:07 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Wäre trotzdem nett, wenn Du ausführen könntest was Du meinst. Was ist da Selbstmitleid etc. Nichts für ungut, gib die Stellen an, die Du kritisierst. ok?
Anna

Anna hat sich abgemeldet!
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Gast






BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 8:32 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Anna,

jeder in seinem Leben wurde schon einmal verletzt. Man kann fallen, doch man muss wieder aufstehen.

Das Glas ist nicht balb leer, sondern halb voll!

Alles gute beim Aufstehen.

Silke
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Gast






BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 8:36 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, Silke,

Du ... sprichst mir aus der Seele....

... vielleicht noch: nicht alles so verbissen schwarz sehen???...


vor dem halbvollen Glas sitzend

Edel
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Gast






BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 8:42 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ihr beiden, das ist ein Beispiel aus meiner Praxis als Lebensberaterin, das zur Untermauerung der Ananlyse diente. Wie in meinem Profil sichtbar ist, bin ich Sozialpädagogin. Also nehmt da keinen Bezug auf mich selbst, obwohl sicher die meisten Menschen irgendwann in ihrem Beziehungsleben auch ähnliche Dinge erlebt haben dürften.
Nichts für ungut.
Anna

Anna hat sich abgemeldet!
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Gast






BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 9:11 pm    Titel: Antworten mit Zitat

... drücke mich nicht um eine Antwort an Anna - allerdings nicht hier im Forum. Und erst morgen. Denn für heut' bin ich müde.
Liebe Grüße in die Runde
Co


Zuletzt bearbeitet von Gast am Fr Sep 12, 2008 9:13 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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winnie57
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Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 9:13 pm    Titel: Romane Antworten mit Zitat

derartige Romane von gut und Böse halte ich für absurt.
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Ummel
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Anmeldedatum: 05.09.2008
Beiträge: 111

BeitragVerfasst am: Sa Sep 13, 2008 12:01 am    Titel: Quellenangaben Antworten mit Zitat

@ Anna,

hättest ja auch gleich sagen können, dass sich Deine Quellenangaben auf die Doris Weber aus Bremen beziehen. Viel Sucherei wäre mir erspart geblieben ...
Als " Vorruheständler " hat man(n) ja nicht viel Zeit ... Smile

In weiten Teilen kann ich Deinen ( und ihren ) Thesen auch zustimmen.
Aber das Leben ist - Gott sei's gedankt - so facettenreich, dass sich neben auffallend vielen Parallelen auch Widersprüche auf tun, die ich jetzt - angesichts der Uhrzeit - mit ein paar Sätzen nicht zu überbrücken vermag.
Ich versuch's vielleicht die nächsten Tage mal ...

Peter
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BeitragVerfasst am: Sa Sep 13, 2008 4:51 am    Titel: Antworten mit Zitat

Wer ist denn DIE Doris Weber? Muss ich das wissen, um "mitreden" zu können?
Bei so heiklen Fragen - was uns böse macht - halte ich mich lieber an Kapazitäten wie Konrad Lorenz oder Sigmund Freud (manchmal ist eine Zigarre eben nur eine Zigarre) ... oder auch Paul Watzlawick.
Letzteren Bestseller "Anleitung zum Unglücklichsein" und "Vom Schlechten des Guten" sind ganz heiße Empfehlungen an alle, die an Weltschmerz leiden ...
aber das Lachen noch nicht ganz verlernt haben. Wink Gibts in jedem größeren Buchladen für wenige Euros.
Gruß Conrad
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