Nicht unbedingt, zumal Studien zeigen, dass Sex für Menschen ab 50 Jahren durchaus noch eine wesentliche Rolle spielt. Aber eine Sache stimmt: Je älter man wird, desto häufiger verschieben sich die Prioritäten. Weg von der schnellen Jagd nach Orgasmen und hin zu mehr Nähe und zwischenmenschlicher wie körperlicher Intimität. Was natürlich nicht zu bedeuten braucht, dass die Lust auf Sex deswegen komplett erlischt. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Und ebenso sind es die Möglichkeiten, die eigene Sexualität mit (neuem) Leben zu erfüllen.

Was für eine Vorstellung! Sex in der zweiten Lebenshälfte
Für viele Menschen um die 20 ist es vollkommen unvorstellbar, dass Personen über 50 Jahren noch Sex haben. Oder dass sie auf die Idee kommen, Sexspielzeug zu benutzen, eine erotische Ferienwohnung für ihren Urlaub zu nutzen oder anderweitige Fantasien auszuleben. Allerdings beweisen Statistiken, dass diese Ansichten nicht den Tatsachen entsprechen. Das lässt sich unter anderem an einem Forschungsprojekt des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) erkennen. Ein dortiges Forscherteam untersucht das Zusammenspiel von Sexualleben und Gesundheit und befragte in diesem Rahmen 4.955 Probanden und Probandinnen aus verschiedenen Altersgruppen. Das Ergebnis? Tatsächlich schien die sexuelle Aktivität mit den Jahren abzunehmen, – zumindest bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Untersuchung.
· Waren bei den Frauen zwischen 26 und 35 Jahre immerhin 81 % aktiv, waren es bei denen zwischen 66 und 75 noch 26 %.
· Bei den Männern waren es 80 % der 18- bis 35-Jährigen und 51 % der 66- bis 75-Jährigen.
Gleichzeitig wäre es voreilig, Schlüsse daraus zu ziehen, dass auch die sexuelle Zufriedenheit per se mit dem Alter nachlässt. Schließlich zeigte schon 2009 eine US-amerikanisch-norwegische Studie mit 1.185 Probanden zwischen 20 und 79 Jahren, dass die Männer zwischen 50 und 60 Jahren mit ihrem Sexleben so zufrieden waren wie jene zwischen 20 und 29 Jahren. Ob das auch am gekonnten Umgang mit einem Anal Dildo lag, wurde in der Untersuchung natürlich nicht erfragt. Ganz auszuschließen ist es aber nicht …
Und auch bei den Frauen stellte sich in einer deutschen Studie ein Jahr vorher heraus, dass rund zwei Drittel 50- bis 70-Jährigen von Veränderungen in ihrem Sexleben im Laufe ihres Lebens sprachen. Für 40 % von ihnen seien die Veränderungen positiv, für die anderen 27 % eher negativ gewesen. Negativ seien dabei gesundheitliche Gründe, ein fehlender Partner oder ein mangelndes Interesse seitens des Partners ins Gewicht gefallen. Positive Veränderungen dagegen hätten vor allem auf einer höheren Beziehungsqualität, einer besseren Kommunikation und einem ausgeprägteren Selbstbewusstsein basiert.
Welche körperlichen Ursachen führen zu sich verändernden Bedürfnissen?
Speziell bei Frauen sind die Wechseljahre ein häufiges Thema. Aufgrund der Hormonumstellung und des Sinkens des Östrogenspiegels kommt es häufig vor, dass die Lubrikation nachlässt und es zu einer verstärkten Scheidentrockenheit kommt. Auch eine geringere Durchblutung der Scheidenschleimhaut kann auftreten, was sich ebenfalls auf die Geschwindigkeit des Eintretens des Erregungszustands auswirken kann. Ein triftiger Grund, sich genug Zeit zu lassen und bei Bedarf und Wunsch auch auf Gleitgel zurückzugreifen. Und auch bei Männern kann die Andropause zu einer Umstellung des Testosteronspiegels, einer etappenweisen Abnahme, führen. Damit können ebenfalls Libido- und Stimmungsschwankungen sowie Erektionsstörungen verbunden sein.
Aber: Viele Wege führen zu einer erfüllten Sexualität in der zweiten Lebenshälfte!
Ältere Knochen allein bedeuten keinesfalls, dass die Zufriedenheit mit dem Sexleben abzunehmen braucht, im Gegenteil. Oftmals fällt es mit zunehmendem Alter leichter, seinen persönlichen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen, zumal sie bereits bekannt sind. Gleichzeitig erweist sich der Umgang mit den körperlichen Veränderungen nicht immer als leicht. Doch mithilfe von Kreativität und einem bewussten und gesunden Umgang mit dem eigenen Körper dürfte sich der individuell passende Weg schon finden lassen. Ob dabei vorwiegend die zärtliche Nähe mit vielen Streicheleinheiten für Körper und Seele oder der klassische bis verruchte Sex im Fokus stehen, ist freilich persönlich-erotische Geschmackssache.