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Meine Freundschaft mit Nicole

 
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jürgen4
entdeckend


Anmeldedatum: 26.08.2009
Beiträge: 14

BeitragVerfasst am: So Nov 08, 2009 4:23 pm    Titel: Meine Freundschaft mit Nicole Antworten mit Zitat

Eine außergewöhnliche Freundschaft

Eine Bekannte von mir fiel nach ihrer Pensionierung in ein Depri-Loch, wie es so mancher von uns auch erlebt hat. Sie rappelte sich auf und arbeitet jetzt ehrenamtlich in verschiedenen Gruppierungen, auch in der Hospizbewegung, und kümmert sich um Einsame und Kranke. Auslöser dazu war vielleicht auch dieses nachfolgende Erlebnis, das sie mit der Französin Nicole hatte...

Mit dem Einverständnis der Autorin darf ich diese Erzählung hier für Sie veröffentlichen.


Meine Freundschaft mit Nicole

"Ich lernte Nicole, eine Französin, in unserem Chor kennen. Es war nach einer Probe im Restaurant. Wir saßen uns gegenüber und kamen ins Gespräch, auf ihren Wunsch in Französisch. Ich erfuhr von ihrer Einsamkeit seit dem Tod ihres Mannes, ihrem Heimweh, ihrer Sehnsucht nach einem Menschen, an den sie sich in ihrer Not wenden könne.

Mich hatte das alles sehr bewegt, und so bot ich ihr meine Hilfe an: Telefongespräche, Spaziergänge... Nicole war darüber sehr froh. So etwas hätte noch nie jemand zu ihr gesagt, das sei wirklich echte Freundschaft. Am nächsten Tag rief sie mich an und erzählte, dass sie schon lange nicht mehr so gut geschlafen habe, da aller Druck, das Gefühl der Einsamkeit und Verlassenheit von ihr gefallen war.

Von diesem Tage an wurde ich ihre beständige Begleitung. Nicole rief mich manchmal zweimal täglich an, so sehr brauchte sie meine Nähe und Hilfe. Mir war es ein echtes Anliegen, treu zu meinem Versprechen zu stehen und für sie da zu sein. Wiederholt stellte ich mein Tagesprogramm um und verzichtete z. B. auf Unternehmungen mit Freunden, verschob auch schon mal meine Termine und besuchte sie zu Hause. Als es ihr einmal sehr schlecht ging und sich eine schwere Depression anbahnte, holte ich sie zu mir, ließ sie bei mir schlafen und ging am nächsten Tag mit ihr zum Arzt.

Sie hatte auch gute Zeiten, wo es ihr besser ging, denn sie war vom Typ her ein fröhlicher und naturbezogener Mensch, der die Schönheiten der Natur liebte und sich in ihr erholte. So war es ihr die größte Freude, mit mir kleine Wanderungen zu machen und dann irgendwo einzukehren, wozu sie mich dann oft einlud.

Dennoch war die Beziehung nicht immer so leicht und problemlos. Ich mußte mich immer neu und ganz bewußt diesem Anspruch stellen, denn sie hatte mein Angebot, ihr als Hilfe immer nahe zu sein, ganz ausgeschöpft. Ihre täglichen Anrufe, besonders morgens, wenn ich gerade weggehen wollte oder noch beim Frühstück war, kamen nicht selten ungelegen und ich mußte dann meinen Unmut niederkämpfen.

Als einmal eine frühere Kollegin übel über Nicole redete, drohte die Beziehung einen Riss zu bekommen. Meine Unbefangenheit ihr gegenüber war plötzlich weg - vielleicht war doch etwas dran an diesen üblen Nachreden? Plötzlich zweifelte ich an ihrer Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit und empfand mich von ihr ausgenutzt. Wie immer in solchen Situationen suchte ich den Kontakt mit Gott. Sätze wie: "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" oder "Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel" kamen mir in den Sinn und holten mich zur Wirklichkeit der gelebten Liebe zurück. Ich rief Nicole an und machte mit ihr einen wunderschönen Ausflug bei strahlendem Wetter. Wir aßen gemeinsam zu Mittag und verbrachten dann den Nachmittag bei mir zu Hause.

Inzwischen begann Nicole, mich nach meinem Glauben zu fragen. Es wurde ihr wohl klar, dass das alles auch für mich nicht so einfach war und versuchte, die Hintergründe aufzuhellen. Sie intuierte, dass meine Art des Umgangs mit ihr mit meinem Glauben und mit Gott zu tun haben müßte!

Sie stammte übrigens aus einem reichen Arzthaushalt, erfuhr aber kaum Liebe und Zärtlichkeit, nach der sie so große Sehnsucht hatte. Aufgrund einer schweren Gelenkkrankheit musste sie als Jugendliche im Rollstuhl sitzen, wurde als minderbegabt abgeschoben und nach der Scheidung ihrer Eltern von der Stiefmutter äußerst kühl, ja feindselig behandelt. Nicole, eine hochbegabte Musikerin mit feinem Gehör, verließ später die elterlich Wohnung, schlug sich in Paris eigenständig durch und ließ sich zu einer hoch qualifizierten Pianistin ausbilden. Während eines Ferienaufenthalts im Allgäu lernte sie ihren späteren Mann kennen, mit dem sie bis zu dessen Ableben glücklich verheiratet war.

Als Nicole mich nach meinem Glauben fragte, merkte ich, dass ich Farbe bekennen mußte, und erzählte ihr aus meinem Leben, von meiner Krankheit, von den Schwierigkeiten in meinem Leben und in meinem Beruf, aber auch von der Liebe Gottes zuz mir, die ich so stark erfahren hatte. Ich erzählte ihr von meiner Entdeckung, dass Gott die Liebe ist und einen jeden von uns unendlich liebt. Nicole sog das auf wie ein Schwamm und wurde sehr nachdenklich, denn sie hatte nie in ihrem Elternhaus oder sonstwo so etwas gehört. Und so wurde ich Zeugin, wie ein Mensch über Monate hin zu Gott fand und gläubig wurde. Und: sie wurde froh und ein Mensch, dem die Freude aus dem Gesicht leuchtete.

Ein schwerer Schritt stand ihr noch bevor: den Menschen zu vergeben, die ihr in ihrem früheren Leben so weh getan hatten. Und auch das gelang ihr!

Bevor ich für zwei Wochen mit Freunden nach Frankreich in Urlaub fuhr, verabschiedete sie sich von mir am Telefon und wollte unsere Reise in Gedanken begleiten.

Als ich von Frankreich aus wiederholt vergeblich versucht hatte, sie telefonisch zu erreichen, beschlich mich eine Vorahnung, die sich dann leider bestätigte: Nicole war inzwischen ganz überraschend verstorben.

Gott hat sie sicherlich gut vorbereitet zu sich genommen, und nun kann sie immer bei ihm sein!" H.P.

(Anmerkungen vom jürgen4: Die Autorin ist inzwischen frühpensioniert worden. Sie hat noch drei Geschwister, war in ihrer Jugend selbst viele Jahre schwerstkrank durch ein Knochenleiden. Mit vielen Schwierigkeiten hat sie studiert und später in einem Gymnasium Deutsch und Französisch unterrichtet. Sie singt phantastisch, auch in Konzert- und Opernchören, spielt Klavier und Violincello, und das alles neben ihren sonstigen Aktivitäten! Vor allem ist sie kein Kind von Traurigkeit, und das weiß jeder, der mit ihr mal Feste gefeiert hat oder Fasching!)
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