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Die Stiefmutter

 
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BeitragVerfasst am: Mi Feb 12, 2014 2:34 pm    Titel: Die Stiefmutter Antworten mit Zitat

Man ist sowieso als Stieftochter in einer prekären Situation. Papa's neue Frau sah in Klara definitiv die Nebenbuhlerin um seine Liebe, obwohl sie erst fünf Jahre alt war. Hatte sie doch die grazile Figur und den Mop brünetter Locken mit kräftigem Rotton von ihrer Mutter geerbt. Doch Mama lag jetzt schon länger unter einer Decke von Buchsbaum und Vasen mit frischen Schnittblumen auf dem städtischen Friedhof. Papa hatte nach dem Trauerjahr die neue Frau geheiratet, mit der er schon vor Mamas Tod eine Affäre hatte. So jedenfalls munkelten Klaras Tanten, die Schwestern ihrer Mutter. Sie hatte Leukämie, auch Blutkrebs genannt und der Arzt hatte ihr noch ungefähr drei Jahre gegeben, als sie sich entschloß trotz ihrer schweren Krankheit ein Baby zu bekommen. So ganz vergeben hatte Klara ihr das nie, denn sie wußte doch dass sie schutzlos ohne sie aufwachsen müsse.

Wahrscheinlich hatte Mama sich gewünscht, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen - manche Experten sagten, nach einer Geburt verändern sich die Blutwerte oft zum Positiven, nun bei ihr war es leider nicht so. Sie verstarb an einem sonnigen Frühlingstag im April im gleichen Krankenhaus in dem sie Klara zur Welt gebracht hatte. Klara war gerade vierJahre alt.

Papa war Musiker und oft wochenlang von zu Hause fern auf seinen Konzertreisen. Nach der Hochzeit bestand seine neue Frau darauf, Klara aus dem Haushalt ihrer Großeltern, welche sie aufgenommen hatten, zu sich und Papa in die neue Wohnung zu holen, weil es sich so gehörte. Klara mußte sie nun " Mutter " nennen, was ihr aber widerstrebte und sie deshalb oft um den heißen Brei herum redete, bloß um sie nicht so nennen zu müssen, wie das Liebste welches sie verloren hatte. Oma packte Klaras kleinen Koffer mit Puppe Rita und Teddybären, Klara sah wie sie sich heimlich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln wischte. " Du kommst mich und Opa besuchen, wenn immer du Sehnsucht nach uns hast, meine Lütte " sagte Oma mit tränenerstickter Stimme. " Mutter " drängte auf Abfahrt und so stiegen sie in Papas Auto und fuhren Klaras neuer Heimat zu.

Auf der Couch im Zimmer wo auch das Bügeleisen nebst Bügeltisch stand, hatte man Klaras Nachtlager bereitet. Teddy durfte mit unter die Decke, Rita wurde auf ein Wandregal gesetzt, damit sie nicht kaputt ging. Klara wurde gefragt, ob sie noch
sie noch Hunger hätte, was sie verneinte. So gern wäre sie auf Papas Schoß geklettert und hätte seinen Duft eingeatmet, ihre kleine Wange ein wenig an seiner mit Bartstoppeln übersäten gerieben - er sah müde aus. Gab Klara einen kleinen Klaps auf den Po und sagte:
" Schlaf gut mein Punselkäfer ", so nannte er sie seit sie sprechen konnte. Seinen Punselkäfer....Kein Küßchen, keine Umarmung...
" Mutter " schob mich durch die Tür und sagte streng: "Leg dich jetzt hin und schlaf und keine Spirenzchen mehr ". Das Laken und die Zudecke kratzten, aber Klara schlief bald ein, ihren Teddy fest im Arm. Das große alte Haus war voller knarrender Geräusche und sie wachte auf und fürchtete sich. Wo war sie? Bei Oma durfte sie in ihrem alten Kinderbett in Omas und Opas Schlafzimmer schlafen und ihre beruhigenden Atemzüge und Opas leichtes Schnarchen gaben ihr das Gefühl von Geborgenheit. Aber in diesem Zimmer war es kalt und es roch merkwürdig, die Wand neben dem Sofabett war feucht, daher wohl.
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Ach ja, sie war in Papas neuer Wohnung wo er mit seiner neuen Frau, Klaras
Stiefmutter lebte. Großes Heimweh nach Omas und Opas gemütlichem, warmen Haus mit dem geheimnisvollen Garten überfiel sie und leise weinte sie in ihr Kissen. Eigentlich mußte sie mal ins Badezimmer, aber hatte Angst auf dem dunklen Flur und kroch wieder unter die Decke.

Morgens kam " Mutter " ins Zimmer und deckte das Bett auf. Ihre Lippen kniffen sich zusammen und in ihren Augen erschien ein zorniges Funkeln. " So eine Schweinerei ", keifte sie " wie alt bist du ? Bald fünf Jahre oder fünf Monate? Los raus aus dem Bett, ich muß ja alles neu beziehen!" Sie stieß Klara auf den Flur, wo sie zitternd mit kalten Füßen stehen blieb. Papa ging über den Flur ins Bad und rief: " Guten Morgen, mein Punselkäfer ", die Tür schloß sich hinter ihm und " Mutter " rumorte im Wandschrank herum nach trockener Bettwäsche. " Steh da nicht so rum, zieh das nasse Nachthemd aus und steck es in die Waschmaschine ", sagte sie ungeduldig. Klara tat wie ihr geheißen und stand nun nackt da und zitterte noch mehr.

Geduscht, mit einem warmen Traningsanzug und weichen Socken an, saß sie am Frühstückstisch, aber es wollte ihr gar nicht schmecken. Sie vermißte Oma und Opa, die morgens immer mit ihr gescherzt und sie in den Arm genommen hatten. " Mutter " teilte Papa mit, dass sie wegen Klara keine Besonderheiten einkaufen würde, wenn sie nicht essen wolle, was auf dem Tisch stand müsse sie bis zum Mittagessen hungrig bleiben.
Sie fuhr mit Papa zum Einkaufen und befahl Klara in das Zimmer zu gehen und zu warten, bis sie wiederkämen. Klara holte Puppe Rita vom Regal, setzte sich mit ihr an das Fenster und blickte hinaus auf den grauen Vorgarten. Schneereste lagen verschmutzt unter den Büschen, kleine Meisen saßen dick aufgeplustert auf den Bäumen. Ein paar Autos fuhren vorbei und Klara langweilte sich. Oma hatte ihr immer eine Schere und bunten Karton zum Figuren ausschneiden gegeben, auch hatte sie eine Kiste mit bunten Knöpfen und Schleifen mit denen sie spielen konnte. Papa hatte versprochen ihre Spielkiste und ihr Puppenhaus bald abzuholen.

Klara hörte das Auto, sprang auf und lief an die Tür um zu sehen, was eingekauft wurde! " Mutter " schob sie zur Seite und sagte, sie solle wieder in ihr Zimmer gehen. Traurig trabte sie über den Flur und setzte sich auf das Sofa. Der Fleck war noch ein wenig feucht. Nebenan in der Küche diskutierte " Mutter " mit Papa, dass es das Beste wäre, Klara in den Kindergarten zu schicken. Dort könne sie mit gleichaltrigen zusammen sein bis sie eingeschult wurde und schon etwas lernen. Ihr Vater war davon nicht so begeistert und meinte, er würde es lieber sehen, wenn wir beide uns erst ein wenig näher kennenlernen würden. " Warum fahrt ihr nicht zusammen in den Zoo heute nachmittag ", schlug er vor. " Mutter " sah nicht begeistert aus, ließ sich aber drauf ein.

Nach dem Mittagessen mußte Papa zur Probe mit seiner Band. " Mutter " und Klara fuhren in den Zoo. Papas neue Frau zog Klara über die Wege vorbei an den Tieranlagen und immer wenn sie ein wenig stehen bleiben wollte, wurde sie ungeduldig. Sie wußte nicht viel über Tiere zu erzählen und bei den Affen wollte sie überhaupt nicht stehen bleiben. Wieder zu Hause angekommen fragte Klara, ob wir für Papa einen Kuchen backen könnten, er aß so gern Marmorkuchen mit Schokoladenguß.
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Das sei ihr zuviel Dreck in der Küche sagte sie und überhaupt müsse sie das Abendessen richten. Auf Klaras Fragen was sie morgen tun würden wußte sie nicht recht, was sie antworten sollte - Kinder war sie nicht gewohnt. Am Abend wurden Papa und seine Frau sehr laut im Wohnzimmer, was genau sie sagten, konnte Klara nicht verstehen.
" Mutter " bestand darauf, dass sie nach dem Abendessen ins Bett geschickt wurde, Kinder bräuchten ihren Schlaf.

Wieder lag Klara unter der kratzigen Zudecke neben dem Bügeltisch und sehnte sich nach Omas weichen Armen und wie sie ihr immer zärtlich die Locken aus dem Gesicht strich und ihr eine Gute-Nacht Geschichte erzählte. Abends hatte sie oft noch auf Opas Knien mit ihm in seinem großen, gemütlichen Ohrensessel gesessen und Radio gehört. Wenigstens ihr Teddy mit seinem weichen Fell und braunen Knopfaugen tröstete sie ein wenig.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, es gab wieder Graubrot mit Margarine und Marmelade, welche Klara nicht schmeckte wie die selbstgemachte von Oma aus ihrem Garten, zog " Mutter " ihr ihren Mantel an und sie gingen Klara im Kindergarten anmelden. Eine streng aussehende Diakonisse zeigte ihr ihren Platz am Kindertisch. Während sie mit den anderen Kindern Spinatsuppe essen mußte, füllte " Mutter " die Papiere aus. Sie sagte, nachmittags würde sie Klara wieder abholen und verschwand. Im Kindergarten war jetzt Gesangstunde. Die strenge Diakonisse war mit Klaras Gesangskünsten gar nicht zufrieden, sie mußte sich auf eine Bank setzen. Da sie ein wenig hin und her kippelte mit der Bank, fiel diese mit lautem Krachen um und Klara fing sich eine Backpfeife ein. Noch später als " Mutter " sie abholte, sah man den Abdruck der Hand auf ihrer Wange.
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Papa spielte mit seiner Tanzband in einem Kasino an der Ostseeküste und Klara würde ihn nicht sehen bis morgen abend.
" Mutter " hatte Besuch zum Bridge spielen und sie wurde ins Bett geschickt. Unter der kratzigen Zudecke beschloß sie an diesem Abend, zu ihren Großeltern zu gehen morgen. Sie war krank vor Heimweh und sehnte sich nach Zärtlichkeiten und Omas gutem Essen und ihrem herrlichen Marmorkuchen, den sie immer zusammen in der gemütlichen, warmen Küche für Papa gebacken hatten. Nach dem Geruch von Opas Pfeifentabak und der etwas kratzigen Wolljacke an ihrer Wange. Nach Minky der schwarz-weißen Katze, die sich in der fahlen Wintersonne auf der Fensterbank räkelte und putzte. Nach der großen Wanduhr mit ihren melodisch tönenden Schlägen, ihren Spielsachen und - Liebe.
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Morgens brachte Klaras Stiefmutter sie wieder in den Kindergarten. Vor dem Mittagsschlaf sagte Klara, sie müsse nochmal auf die Toilette. In Windeseile zog sie im Flur ihren Mantel an und schwupps, war sie aus der Tür und rannte die Straße runter so schnell sie konnte. Ziemlich gut hatte sie sich gemerkt welchen Weg sie gefahren waren als sie von ihren Großeltern abgeholt wurde. Aber sie wurde müde nachdem sie eine lange Zeit durch die Straßen gelaufen war, vorbei am Blumenladen, vorbei am Krankenhaus, vorbei am Kaufhaus, wo sie hineinging weil ihr kalt war. Sie verweilte sie eine Zeit in der Spielwarenabteilung, dann ging es weiter vorbei am Bahnhof wo Klara an der heruntergelassenen Schranke wartete bis der Zug donnernd vorbeigefahren war, den langen steilen Hügel am Fluß hinauf und nun mußte sie durch die ihr immer unheimlich gewesene Unterführung. Sie rannte wieder bis ihr das Herz in den Hals klopfte - geschafft!
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Es wurde langsam dämmerig, die Straßenlaternen gingen an. Erschöpft setze Klara sich auf eine Bank in dem kleinen Park, welchen sie gerade durchquerte.
„Nur ein bisschen verschnaufen. Ein paar Minuten nur…“
Eine Frau mit einem Kinderwagen näherte sich ihr. Sie stutzte erst, neugierig kam sie heran und sprach sie an. „Kindchen, hast du dich verlaufen?“
Klara schüttelte den Kopf. „Nein habe ich nicht. Meine Oma und mein Opa warten auf mich. Ich bin auf dem Weg dahin - ist gleich hier um die Ecke. Nicht mehr weit!“
„Dann pass schön auf dich auf, Kindchen!“ Die Frau winkte ihr freundlich zu und ging weiter. Es wurde merklich dunkler.
Mama kam ihr in den Sinn. Sie saßen oft hier in dem kleinen Park, wenn sie vom Einkaufen kamen und ein Eis gegessen hatten im Sommer. Plötzlich überfiel Klara ein Gefühl der vollkommenen Verlassenheit, Tränen kullerten ihr über die runden Wangen. „Ach Mama wenn du da wärst…“, seufzte sie lautlos und rappelte sich schließlich wieder hoch.
Der Wind wurde stärker und es fing an zu regnen.
Mit Mühe glitt sie von der nassen Bank. Ihre kleinen Beine wollten nicht mehr wie sie wollte und immer öfter musste sie stehenbleiben und sich ausruhen.
„Ich bin ja gleich da, nur ein kleines Stückchen noch“, spornte sie sich selber an.
Die letzte Straße stieg wieder steil an und zog sich lang hin aber mit zusammen gebissenen Zähnen stapfte Klara vorbei an einer Tankstelle, einem Imbissstand von dem es verlockend nach Pommes duftete - sie hatte Hunger!
„Hmm Pommes. Die mag ich besonders gern…“
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Der Gedanke an Omas gedeckten Abendbrottisch trieb sie voran, sie stellte sich all die Köstlichkeiten vor, welche darauf standen. Ihr herrlich duftendes, selbstgebackenes Roggenbrot, frische gute Butter, ein Teller mit luftgetrockneten Mettwurstscheiben und einer mit würzigem Käse, ein Glas mit knackigen Gewürzgurken welche Klara so gern aß und die große bauchige, dunkelblaue Teekanne mit einem gehäkelten Mützchen drauf zum warmhalten. Minky würde zusammengerollt in der Sofaecke liegen auf dem roten Samtkissen. Klara konnte die Lichter in Omas Küche sehen! Ihr und Opas Haus war das erste an Ecke. An drei Häusern mußte sie noch vorbei, über die Straße rennen und dann würde sie laut rufen und an die ihr so vertraute Tür klopfen! Oma oder Opa würden aufmachen und Klara in die Arme schließen und herzen und küssen! Sie setzte zum Endspurt über die Straße an.

Den Aufprall des Autos, welches ohne Licht die Straße runter raste, spürte sie noch - das Blut welches ihr aus Nase und Mund schoß, sah sie nicht mehr und nahm auch den salzigen, warmen Geschmack nicht mehr wahr.

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Gast






BeitragVerfasst am: Mi Feb 12, 2014 2:36 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Dieses ist die mit @Traumfängers hilfe überarbeitete version meiner geschichte, herzlichen dank dafür tf !! Very Happy
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Gast






BeitragVerfasst am: Do Feb 13, 2014 3:40 pm    Titel: Antworten mit Zitat

ich bin unschuldig - ich schwöre es!!!
weiterhin viel spass beim schreiben und viele tolle ideen und geschichten.
lg tf
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Gast






BeitragVerfasst am: Fr Feb 14, 2014 7:29 am    Titel: Antworten mit Zitat

Very Happy Laughing
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