50plus Forum - Liebe & Partnerschaft, Hobby, Reisen, Witze, Geschichten, Regional, Klatsch und Tratsch

[Gast]

Die Schlangenhaut


Die Natter Adelheid lag zusammengerollt in ihrem geräumigen Terrarium. Sie fror erbärmlich, obwohl es kuschlig warm in ihrem derzeitigen Zuhause war. Aber sie hatte vor kurzem ihre Schlangenhaut abgestreift, und in dieser Zeit war sie immer besonders empfindlich...Empfindlich auch ganz besonders gegenüber Verletzungen...körperlichen und seelischen gleichermaßen...Sie hasste diese Zeit der Verletzlichkeit und schwor sich, dass mit der neuen Haut auch diese Empfindlichkeit für immer ein Ende haben sollte


Ja, sie war verletzt worden...und nicht nur einmal. Sie war zum Opfer von Gedankenlosigkeit und Intrigen geworden. Darunter hatte sie gelitten. Warum musste das so sein, dass Schlangen immer mit miesen und fiesen Charaktereigenschaften in Erzählungen der Menschen ausgestattet wurden? Diejenigen, die ihre Furcht vor Schlangen hinter Wut und Aggressionen verbargen, waren doch auch nicht fehlerfrei. Aber es war sicher einfacher, die eigenen Unzulänglichkeiten hinter Angriffen zu verbergen. Bei den Menschen war die Furcht vor Schlangen verständlich, aber warum gab es auch unter den eigenen Artgenossen solche, die mit anderen nicht in Frieden leben konnten; die mit ihrem Verhalten alle Vorurteile gegenüber der Spezies „Schlangen" bestätigten?? Es war ja nicht so, dass Adelheid sich selbst für fehlerfrei gehalten hätte. Aber was ihr fehlte war ganz einfach der Mut, ihre wirklichen Gedanken, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer, loszuwerden...Nun war aber endlich Schluss mit falscher Rücksichtnahme, das nahm sich Adelheid ganz fest vor!! Sie wollte nie mehr Opfer sein!


Seit mehr als 2 Monaten war sie nun hier, aber so ganz heimisch fühlte sie sich immer noch nicht. Nein, es fehlte ihr an nichts...außer vielleicht diejenigen Schlangen, mit denen sie früher ihre Zeit so gern verbracht hatte. Adelheid sehnte sich nach deren Gesellschaft, hatte man sie doch wegen ihrer bevorstehenden Häutung vorrübergehend isoliert.


Im Laufe des vergangenen Jahres hatte sie sich nie allein in dem riesigen Terrarium aufgehalten.


Anfangs waren da andere Schlangen gewesen, die sie willkommen geheißen hatten, und mit denen sich anscheinend gut auskommen ließ. Doch im Laufe der Zeit musste Adelheid feststellen, dass das freundliche Getue mancher „Mitschlangen" nur aufgesetztes Theater war. Die Gründe wurden schnell sichtbar. Bei den männlichen Schlangen war es nicht nur Rivalität um ihre Gunst, sondern auch mitunter der Futterneid. Denn in Adelheids Futterklappe waren meistens Leckerbissen, die die anderen Schlangen nicht bekamen. So nahm sich mancher „Verehrer" das Recht heraus, sich an ihrem Vorrat zu bedienen. Die weiblichen Schlangen waren schlicht und ergreifend neidisch...Das vermutete Adelheid zumindest. Sie sahen, dass Adelheid sowohl von den Menschen, die sich um das Terrarium kümmerten, als auch von ihren eigenen potentiellen Bewerbern bevorzugt behandelt wurde. Ganz schlimm wurde die Situation, als sie den zu dreisten Schlangen den Zugang zu ihrer Futterration versperrte. Kleinlich und rachsüchtig folgte ihr so mancher verärgerte „Schlangerich von nun an auf Schritt und Tritt, um vermeintliche Verfehlungen in ihrem früheren Schlangen-Leben aufzudecken. Keine Frage, dass es willige Gefährtinnen unter den neidischen Schlangen-Damen gab, die eifrig mit taten. Es gab Versuche von allen Seiten, Adeheid in die eine oder andere Richtung zu zerren. Als das nicht gelang, zeigte sich bald das wahre „Schlangengesicht" und die gespaltene Zunge der hässlichen Brut. Die ganze Situation war zum „Aus-der Haut-fahren" Und das tat Adelheid denn auch. Mit jedem Zentimeter der alten Haut, verlor Adelheid auch das Gefühl der Ohnmacht und Wut, das sie so lange gequält hatte.


Zum Glück fand Adelheid aber immer wieder Schlangen, die gleiches oder ähnliches wie sie erlebt hatten, oder die einfach auf der Suche nach freundschaftlichen Kontakten waren und die mit der ekelhaften, hinterhältigen Schlangenbrut nichts zu tun haben wollten. Adelheid wußte, dass ihre „alte" Terrarien-Freunde so oft an sie dachten wie umgekehrt. Das bewiesen die vielen kleinen Botschaften, die sie in der Zeit der Isolation erhalten hatte. Nun wartete sie voller Ungeduld auf zwei Dinge...dass ihr schnell eine neue Schlangenhaut wuchs - strapazierfähiger als die letzte...und dass sie so schnell wie möglich wieder in die Gesellschaft ihrer Freunde zurückkehren konnte. Sie wollte keinen weiteren nutzlosen Gedanken an das Wohl und Wehe der „falschen" Schlangen von damals verschwenden. Auch wenn sie, wie Adelheid selbst, mit einer neuen Haut daher kamen, erkannte man sie bald wieder. Nein, mit denen hatte sie abgeschlossen...endgültig!! Niemand von denen hatte es verdient, dass sie sich mit ihnen weiter abgab! Es lebte sich viel besser und friedlicher ohne sie! Daran wollte sie zukünftig immer denken, und deshalb hatte sie zur Erinnerung und Mahnung ihre alte Schlangenhaut aufgehoben! Mit diesen Gedanken schlief Adelheid zufrieden ein.

[Google]

[Zeitlos]

Schön hast Du wieder erzählt, liebe A.!
Du schreibst:
"Warum musste das so sein, dass Schlangen immer mit miesen und fiesen Charaktereigenschaften in Erzählungen der Menschen ausgestattet wurden?"
-------------------------------------------------------------------------------

Natürlich war auch dies ein Thema bei den Pfadfindern:

Die "Spitze" vorweg:
die Schlangen-Damen haben einen weitaus größeren Appetit als ihre Männchen ...

1)
Schlangen stammen allgemein von den "Krokodilen" ab - nur sind sie kleiner.
Sie hatten früher auch 4 Beine; aber da sie vorzugsweise im Schlamm jagten und sich aus dort gut verbergen konnten, nahm die Evolution sie ihnen weg und gab ihnen dafür bewegliche Rippen, auf denen sie sich unter der Haut abstemmen und schneller und geräuschloser fortbewegen konnten.
Also ein Vorteil bei der Jagd auf Frösche und später Mäuse, Ratten.
Durch ihre Körperforum kann sie auch Kaninchen durch ihren Bau verfolgen.

2)
Die Bibelschreiber hat nur eine Legende der damaligen Menschen uns überliefert, nach der die Schlange eher "gefürchtet" wurde.
Unser Ideal ist ein kleines Kind.
Alles was davon abweicht, empfinden wir als störend
z.B. die fehlenden Hände und Füße der Schlange,
kriechende und kletternde Tiere sind schwerer zu erkennen und daher kaum abzuwehren, wenn sie beißen und würgen ...
und nicht zuletzt ihr lautlose Lebensweise!

3)
Gerade diese Lautlosigkeit dürfte die Abneigung bei uns Menschen hervorrufen.
So wurden ihr halt recht menschliche Eigenschaften angedichtet, die uns arg stören:
Lug, Betrug und Neid, üble Nachrede ... Diebstahl von geistigem und körperlichen Eigentum.

... und leider ist es so, daß Schwächere und Behinderte am meisten darunter leiden müssen und wer sich nicht wehrt ... muß weiter leiden!

Kein Wunder, daß dann der Wunsch aufkommt:
Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein ... vielleiht werden dann die Schlangen wieder friedlich!

Zeitlos

[Gast]

[Gast]

Adelheit gefällt mir sehr gut.
Berta könnte auch passen.
Cecilie noch besser.
Wie wäre es mit Eva?
Franziska?
Gertrud passt wohl eher zu einem Walroß.
Hulda zu ner Eule.
-und nu hab ich keine Lust mehr.

[Gast]

Da hast du ja ganz schön viele Frauennamen zusammen getragen, @degenrieng...

Welcher der Namen würde denn zu der/den Schlange(-n) passen, die, nach typischer Schlangenart, ihr Gift verspritzen?? Du bist ja nur bis zum Buchstaben "G" gekommen..Wie wär's denn mit "Xantippe"??

LG A.

[Gast]

Vielleicht ist er beim Aufzählen sanft entschlafen und die Fortsetzung folgt bald. Gut Ding braucht eben Weile, liebe Ariadne