50plus Forum - Liebe & Partnerschaft, Hobby, Reisen, Witze, Geschichten, Regional, Klatsch und Tratsch

Gast · Verfasst am: Do Apr 05, 2012 7:08 pm Titel: Die Linie 140

Ich fahre gerne mit Bus, Straßenbahn, U-Bahn oder S-Bahn.
Man kann die Buslinien auch als Erkundungsfahrt für Berlin gut gebrauchen. Im vorigen Jahr, noch besser gut zu Fuß, habe ich mir einen Plan ausgearbeitet und bin mit der Straßenbahn durch die Stadt gefahren. Schmöckwitz wollte ich mir unbedingt anschauen. Ein herrliches Fleckchen Erde. Und was sich alles verändert hat. Ich habe nur gestaunt.
Die Pfaueninsel wollte ich mal bei schönem Wetter besuchen. Hier umsteigen, dort umsteigen, noch ein Stückchen Fahrt…herrlich.
Vor einigen Jahren war auf der Linie 100 ein Busfahrer, der hat Sehenswürdigkeiten gleich mal mit erklärt. Das war amüsant.

Aber die Linie 140 – das muss man erlebt haben!

Gegen 10°° kam ich endlich in die Hufe und fuhr mit meinem Bus zur Linie 140, denn ich wollte nach Neukölln. Ich hatte dort „geschäftlich“ zu tun. Ich wollte zum Bezirksamt und das Bezirksamt hat eine tolle Kantine. Dort kann man herrlich frühstücken für 2,90€ und gleichzeitig einen tollen Ausblick über Berlin genießen. Ich habe mich für ein Omelett entschieden und konnte es einfach nicht vollständig aufessen. Es war zu viel.

Der Reihe nach – die Fahrt mit dem Bus:
Hier verlief ja alles noch in geregelten Bahnen und dann überquerten wir die Demarkationslinie und waren in Klein-Istambul.
Ich saß auf einem Platz für 3 Personen. Es stiegen zwei dicke Ausländer ein. Er prustete und zeigte jedem, wie schwer ihm das laufen fiel. Sie, noch gewichtiger, als er, plumpste neben mich und unterschätze ihre Dickleibigkeit. Sie saß halb auf mir. Ich zerrte meine Jacke unter ihr hervor und drängte mich an den Rand des Busses, als wollte ich eine Beule in die Außenwand drücken. Es ging aber nicht. Er saß mir gegenüber und entwirrte seine Beine. Dabei schoss das eine Bein vor und traf mein Schienbein. „Aua“ rief ich schmerzverzerrt. „Entschuldigung“ oder so was ähnliches murmelte er.
Ich fühlte mich sehr unwohl bei so viel Dickleibigkeit vor mir und neben mich. Es wurden die Einzelplätze frei und er bedeutete ihr, den Platz zu wechseln.
Ich konnte aufatmen – aber nicht lange, denn an der nächsten Station stieg ein nicht ganz so gewichtiger Mann ein und pflanzte sich neben mich. Er trug einen Arm in der Schlinge. Mit der anderen Hand suchte er in seinen Taschen irgend etwas. Sein Ellenbogen bohrte sich in meine Rippen, später kam der Ellenbogen meinem Gesicht sehr nahe. Ich war nur noch ein ängstliches Etwas und fürchtete um meine Gesundheit. Er stieg nach drei Stationen aus. Ich verließ fluchtartig diesen Dreier-Platz und setzte mich an die Seite auf einen Einzelplatz. Hier wurde ich ja wohl hoffentlich nicht erdrückt werden.
Aber denkste – Ruhe hatte ich auch hier nicht. Es stieg ein junger, dicker, nicht normal wirkender Mann ein und verlangte – ja, genau – meinen Platz. Nun hätte ich mich ja auf ein Wortgefecht einlassen können und wir hätten auf dem Ausweis die Prozente vergleichen können – aber ich zog es vor, den Platz zu räumen. Jetzt setzte ich mich zu einem jungen Mann auf den vorderen Platz von den Hinteren. Nach zwei Stationen wurde er unruhig und bat, ihn vorbeizulassen, da er aussteigen wollte. Aber gerne doch und bereitwillig rutschte ich nicht nur zur Seite, sondern stand auf, damit er ungehindert an mir vorbeikonnte. In diesem Augenblick stand mein Nebenmann auf, drängte mich nach hinten, um seiner „Nebenfrau“ das Aussteigen zu ermöglichen. Ich war baff! Hätte er nicht schauen können, ob der Weg frei ist? Nein! Ohne Rücksicht auf Verluste!
Jetzt schon ziemlich wütend verzog ich mich nach ganz hinten, in die letzte Ecke des Busses und blubberte leise vor mich hin. Ich konnte gar nicht aufhören!

Hier saß mir gegenüber ein „Fahrgastzähler“. Oder ein Überprüfer, wie verstopft die Strassen der Linie 140 sind oder ein Beobachter, der Fehler des Lenkers melden soll oder….

Den quatschte ich an und beschwerte mich über die rücksichtlose Linie 140!

Jetzt war ich meinen Frust los und konnte endlich wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und genussvoll mit dem Bus fahren.

Kadina

Google

Katze110 · entdeckend Anmeldedatum: 25.09.2010 Beiträge: 982

Tja, Kadina, da kannste mal sehen, um Abenteuer zu erleben, bedarf es manchmal nur einer Busfahrt. Man muss gar nichts groß planen, der Alltag ist manchmal gefährlich genug.

Ich wünsche Dir noch viele interessante, allerdings weniger frusterzeugende Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

willfriedo0 · Verfasst am: Fr Apr 06, 2012 3:49 pm Titel:

Als Musical Fan kenne ich nur die Linie 1 in Berlin.
Aber die ist auch sehr bewegend...
_________________
Behandle Menschen so, wie Du selbst behandelt werden willst.